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Episode 5.19:
Götterdämmerung

(OT: Tough Love)

5x18 5x20
Der Zorn der Göttin Auf der Flucht


Zur Folge



Xyruss meint:

Buffy beendet also das Studium ... vorläufig. Na ja, mal abwarten, wie das vorläufig zu interpretieren ist. Dass sie seltsamerweise von ihrem Lehrer erkannt und sogar vermisst werden wird, ist für mich ein wenig überraschend, eine gute Schülerin war sie ja noch nie. Überhaupt ist es eine interessante Frage, wie es finanziell jetzt um die Jägerin steht. So ein Haus kostet Geld, und ihren Job kann man ja nicht unbedingt als einträglich bezeichnen.
Auch Dawn macht Probleme. Wie es sich schon in "Blutsbande" angedeutet hatte, ist sich Dawn durchaus bewusst, dass sie als mystischer Schlüssel keineswegs zur Schule gehen muss. Nachdem sie in der letzten Folge mit Klauen begann, kommt jetzt Schwänzen dran. Dass die Nebenwirkungen der letzten Geschehnisse stark sein würden, war klar, doch diese Schwänzereien haben nicht nur auf die Familie Einfluss. Ihre Existenz hängt an Buffy, und durch ihr Verhalten besteht Gefahr, dass sie von der Jägerin getrennt wird. Buffy wird strenger ihrer Schwester gegenüber, und bis zur Aufklärung bei ihr zu Hause reagiert Dawn ebenso wie die Jägerin ... sie macht Front gegen sie. Dass sich Willow in diese Familienangelegenheit mengt, ist für jede Seite gefährlich. Buffy bleibt bei ihrer harten Linie, und Willow versucht hinter die harte Schale zu kommen. Dass sie dabei meiner Meinung nach etwas zu weit geht, kümmert sie nicht, sie reagiert trotzdem "angefressen" auf Buffys sture Haltung. Für mich ist hier der Grund zu sehen, dass sie sich mit Tara verkracht. Tara ist ein harmoniesüchtiger Mensch, der aber eine eigene Meinung hat ... wenn es Not tut sie auszusprechen. Einen Fehler macht sie allerdings ... "Du hast keine Ahnung" ist immer ein schlechter Gesprächsanfang. Warum das ganze Gespräch dann aber doch noch so eskaliert ist, ist etwas seltsam. Gerade Taras Selbstanklage der Besserwisserei kommt ein wenig aus dem nichts. Gerade Willow ist diejenige, die dominant ist. Dann ergeben sich immer wieder die falschen Worte und der Bruch ist da. Für mich ist hier Tara die Unglückliche, denn sie wirft immer die falschen Worte ins Gespräch, aber Willow reagiert für meine Begriffe überzogen. Wenn sie sich wirklich mal überlegen würde, was Tara gesagt hat, würde sie dahinterkommen, dass es diese Angst vor der Hexe Willow wirklich gibt. Will ist mächtig, was der Teleportationszauber bewiesen hat, und auch ihr Angriff auf die Göttin zeigt das später auf, aber nicht umsonst heißt es, dass Macht korrumpiert. Dies ist die größte Schwäche der Hexe, sie ist zu schnell zu groß geworden, sei es im privaten Bereich (von der süßen unschuldigen Willow hin zur selbstbewussten, fast eingebildeten Studentin) als auch als Hexe.
Einzig dieser Streit führt dazu, dass Tara allein auf das Fest geht ... ob Willow an dem Folgenden etwas hätte ändern können, steht auf einem anderen Blatt.
Die folgenden Szenen fand ich sehr gut ... erst das Gespräch Giles' mit Willow, die sich mehr Sorgen um ihre Beziehung macht als mal darüber nachzudenken, dass Tara vielleicht recht haben könnte. Und darauf Giles genialer Umgang mit dem Gnom. Obwohl das Bild des Sklaven wirklich sehr weit ausgereizt wird. Schon bei kleinster Drohung verrät er seine Herrin, da lob ich mir lieber die Ritter, die bis zum Tod loyal zu ihren Führern stehen. Mit solchen Sklaven hat man gar nichts in der Hand. Bemerkenswert jedoch, dass Giles den Dämon entdeckt hatte. Das gefiel.
Glory hat, nun zum dritten Mal, Pech mit ihren Sklaven. Erneut wird die Falsche ins Visier genommen, aber nichtsdestotrotz ist die Taktik richtig. Was mich allerdings wundert, warum kommt sie erst hier auf den Trichter, dass man doch mit seiner Übermacht die Jägerin über ihre Freunde treffen kann? Selbst wenn kein Schlüssel unter den Freunden ist, die Jägerin lässt sich dadurch mürbe machen. Man merkt, dass die Göttin ziemlich weltfremd ist, in jedem zweiten Thriller werden so die Opfer kreiert. Sie hätte mehr fernsehen sollen.
Tara ist diesmal das Ziel, und trotz der guten Umsetzung des Beginns dieser Szene gipfelt alles in einem absolut blöden Höhepunkt ... inmitten einer Menschenmasse wird Taras Geist ausgesaugt. Sehr schwach. Dass man den Angriff auf Taras Hand als Außenstehender nicht unbedingt sehen muss, gebe ich ja noch zu. Aber der Angriff auf den Geist Taras hätte bemerkt werden müssen. Im Übrigen hätte ich Tara soviel Willenskraft gar nicht zugetraut. Von ihr hätte ich gedacht, dass sie redet. Und das hätte ich ihr nicht mal übelgenommen. Schließlich ist sie keine ausgebildete Kriegerin wie Buffy oder auch Spike. Aber beeindruckt hat sie mich doch, vor allem mit der Art und Weise, wie sie mit Glory umgesprungen ist ... kein einziges Wort von ihr. Klasse. Dass an der Folge nichts zu ändern war, musste ihr auch klar sein. Darum war das, was sie tat, das einzig Richtige. So allerdings verlor sie ihren Geist, ob vorübergehend oder ständig, oder ob sie vielleicht sogar stirbt, bleibt abzuwarten. Ich vermute mal, dass das nur vorübergehender Natur ist. Tara hat sich einen Stammplatz erarbeitet, und wenigstens ich finde sie gut und würde sie vermissen. Daran ändert auch nichts, dass sie im Wahn Glory den Schlüssel doch noch offenbart hat ... Überraschend war es auf jeden Fall, und letztlich übel nehmen kann es ihr so auch keiner mehr. Whedon legt sehr viel Wert auf Taras Charakter bzw. will er wohl die gesamte Gruppe in sich schützen, was das Publikum angeht. Zwar geht jeder Charakter durch Höhen und Tiefen, was die Gunst angeht (bestes Beispiel für mich ist Xander, der mir anfänglich nur auf die Nerven ging ... inzwischen hat er an Sympathie sogar Willow überholt), aber nie wird einer aus der Gruppe in Gefahr gebracht, den Großteil an Sympathien zu verlieren.
Willows "Rache" ist einfach nur lächerlich zu nennen. Das ist auch der einzige Wermutstropfen dieser Episode, Willow wirkt einfach als Rachegöttin unglaubwürdig. Die blitzenden Augen, dann kommt sie gespenstisch hereingeschwebt, das ist nun wirklich überzogen gewesen. Zwar hält sie sich recht lange gegen Glory, bedenkt man die Kräfte, die hier wirken, aber trotzdem war das alles unüberlegt und dumm. Der Ausgang war also berechenbar. Das Faszinierende hieran ist etwas anderes, nämlich Buffys Naivität in Bezug auf Willow. Die Jägerin ist selbst schon in dieser Situation gewesen und hat genauso reagiert wie auch Willow, doch trotzdem glaubt sie ihrer Freundin, keinen Angriff zu unternehmen. Erst Spike bringt sie auf den richtigen Trichter, und wie es sich für eine gute Serie gehört, trifft Buffy auch noch rechtzeitig ein. Für mich viel Interessanter wäre gewesen, wenn Buffy nicht pünktlich gekommen wäre? Zwei aus der Stammcrew in einer Folge vernichtet, das hätte was. Aber das kann sich Whedon wahrscheinlich nicht leisten.
Der Kampf war für meine Begriffe viel zu statisch. Vielleicht verlange ich zuviel von einer Jägerin, wenn ich weniger Stärke und dafür viel mehr Geschwindigkeit erwarte. Die akrobatischen Einlagen und die weit ausgeholten Schläge sehen vielleicht für das ungeübte Auge gut aus, doch dass sie mit Kraft bei Glory keine Erfolge erzielt, dürfte ihr auch klar gewesen sein. Ihr einziges Ziel in dieser Situation ist nicht der Sieg, sondern die Rettung ihrer Freundin, und dabei hat sie einen falschen Kampfstil angewandt, schnelle, verwirrende Aktionen wären besser gewesen, um Willow aus der Reichweite der Göttin zu bringen.
Diese Szenen haben allerdings gezeigt, dass Defensivzauber bis zu einem gewissen Grad gegen Glory Bestand haben. Während der Angriff mit den Messern, Scherben und Schlangen für meine Begriffe aussichtslos und vor allem kindisch waren, wenigstens diese Defensivsprüche zeigten Wirkung. Aber von einer wütenden Hexe erwartet man keine Vernunft bei einem Überfall auf eine stärkere Macht. Ihre Kräfte werden noch wichtig werden, wenn der große Showdown kommt.
Zwei Kleinigkeiten sind noch anzumerken. Die erste, ein Buch mit dem Titel "Darkest Magic" ... wie einfallslos. Dass man sie in einem öffentlichen Raum aufbewahrt, lasse ich mir noch gefallen. Aber dass dieses Buch dann so einen stupiden Titel hat, furchtbar. Und die zweite betrifft Dawn und Tara. Bevor Dawn erkannt wurde, benahm sich Tara normal, was Dawn anging, sie hielt sie für einen Menschen. Es schien, als erkannte sie sie sogar. Doch sobald die Sonne auf Dawn traf, wurde die Aura sichtbar ... wirkt der Schlüssel wie ein Spiegel, nur im Sonnenlicht? Warum haben dann die Ritter von Byzantium im Krankenhaus Dawn als Schlüssel erkannt? Ich fürchte, das ist ein logischer Fehler von Whedon. Aber den kann man akzeptieren, da sonst die beste Szene nicht hätte stattfinden können. Während man über die erzürnte Göttin, die ganze Häuserwände niederreißt diesmal kein Wort verlieren möchte, so sind die Gespräche zwischen den weiblichen Freunden ziemlich herzzerreißend. Von beiden, Willow und Buffy, spürt man deutlich die Sorge um ihre jeweils wichtigsten Personen. Wobei Dawn natürlich ihren frechen Schnabel nicht halten kann ... aber sie stört nicht die emotionalen Momente. Wobei das Glory natürlich überhaupt nicht stört. Kurzum, der Abschluss war gut gelungen, und einer sehr guten Folge würdig.

Wertung: 9 Punkte

Peter meint:

Diese Folge fand ich schwer zu beurteilen. Die erste Hälfte schwankt irgendwo zwischen öde und nervtötend. Die zweite Hälfte ist dann eigentlich richtig gut. Wie soll man das gewichten?
Zuerst fragte ich mich beständig, was die Funktion der einzelnen Szenen sein sollte. Warum mussten wir minutenlang dabei zusehen, wie sich Buffy mit ihrem Professor unterhielt? Ich kann noch immer keine Relevanz für die Serie erkennen. Dann erfuhren wir ein bisschen mehr über Ben. Es ist schon interessant, dass er jetzt zwei Wochen am Stück aus dem Rennen war, aber ob er jetzt seinen Job verliert oder nicht, interessiert keinen so brennend.
Danach machten wir ausführlich mit Buffy als Ersatzmutter Bekanntschaft. Und zwar tauchte mal wieder die Stotter-Buffy auf, die in gewissen Abständen immer mal ihr Unwesen treibt. Warum war sie plötzlich wieder völlig unfähig, unsicher und sogar rhetorisch überfordert? Auch sehr seltsam und unpassend war Anyas neu entdeckter Patriotismus. Zwar wurde hier ein Kommentar über amerikanisches Denken abgegeben, aber das war weder besonders subtil, noch so kurz vor Staffelende vonnöten. Der absolute Tiefpunkt der Episode war aber der elend lange Dialog von Willow und Tara. Er war unmotiviert, sinnlos und ganz offensichtlich nur dazu gedacht, Tara so zu isolieren, dass sich Willow hinterher die Schuld dafür geben würde. Der Dialog war so schmerzlich, dass ich mich nicht nur an unselige Buffy-Angel-Tage erinnert fühlte, sondern sie mir geradezu zurückwünschte, wenn ich nur von Tara und Willow erlöst würde.
Dieser frische Eindruck zerstörte für mich auch ein Stück weit die Wirkung der folgenden Ereignisse. Es war eigentlich recht klar, dass Glory auch dieses Mal den falschen Schlüssel im Visier hatte. Nach dem Streit war dann klar, dass sie eine der beiden greifen würde. Aber wie das Ganze dann geschah, war schon toll gemacht. Glory war zynisch und brutal (das blutige Zerquetschen von Taras Hand ließ sicher keinen ungerührt), Tara hilflos, aber charakterstark genug Dawn nicht auszuliefern. Der Clou der Szene war, dass Glory Tara tatsächlich das Gehirn aussaugte. Das war wieder so ein Moment, wo ich mir sagte: "Das wird nicht passieren. Das wird sich Whedon nicht trauen." Aber es geschah, obwohl Willow in letzter Sekunde noch eingreifen zu können schien. Es tut mir um Tara nicht sonderlich Leid und das ist das Problem. Ich dachte zwar, ich hätte sie inzwischen akzeptiert, aber sie hat noch nie richtig dazugehört. Deshalb fand ich es interessant und cool, dass sie den Verstand verlor, keineswegs aber schockierend. Hätte es Willow, Xander, Giles oder auch Anya erwischt, ich wäre wohl selbst durchgedreht. Aber bei Tara fand ich es nett und lustig, sicher nicht der gewünschte Effekt. Nach der qualvollen Beziehungsszene zuvor, kam es mir aber eben so vor, als täte mir Glory womöglich einen großen Gefallen. Ich bin sehr gespannt, wie es mit Tara weitergeht. Irgendwie glaube ich an einen Rückzieher. Vielleicht geht es allen wieder gut, wenn Glory gestoppt ist. Das wäre nicht sehr realistisch, aber ein billiger Weg Willow nicht den Rest ihres Lebens mit einer durchgeknallten Freundin fristen zu lassen.
Beeindruckend fand ich Dawns kleinen Dialog mit Spike, als sie sich fragte, ob sie wohl böse sein müsse, um so viel Leid anzuziehen und zu verursachen. Willows Carrie-Einlage gefiel mir weniger. Immerhin war sie völlig ineffizient, aber vor allem schien das Anwenden "schwärzester Magie" (mal wieder aus Giles' sensationell gut geschützter Sammlung gefährlicher Zauberutensilien...) keinerlei negative Auswirkungen auf Willow zu haben. Bisher war so etwas immer erwähnt worden. Sonst müsste man sich fragen, warum Willow auf diese Weise nicht alle Gegner aus dem Weg räumt, die in Zukunft auftauchen werden. Glory als Göttin ist zwar immun, aber Dämonen und Vampire könnte sie doch inzwischen wegfegen wie nichts.
Toll war dann der Schluss, als die Folge ruhig und besinnlich auszuklingen schien (inklusive der Fütterung von Baby-Tara), aber ein schöner Cliffhanger aus dem Nichts kam. Was ich erst beim zweiten Mal kapierte, war die Tatsache, dass Tara mit ihrer neuen "Klarsicht" als Verrückte Dawn für Glory enttarnte. Jetzt bin ich wirklich gespannt, wie es weitergeht.
Über die Hälfte der Folge war nur sinnloses Gelaber geboten. Das war für mich nicht durch den tollen Endspurt völlig wieder gut zu machen. Aber vielleicht geht ja jetzt die Post ab.

Wertung: 7 Punkte

Patrick meint:

Eine gute Folge. Zwar läuft sie ein wenig schleppend an, entwickelt dann jedoch ein gewaltiges Eigenpotenzial und baut eine ungeheuere Spannung auf, die sich bis zu dem abrupten Abbruch durch den Cliffhanger halten kann.
Wie kommt es dazu?
Betrachten wir zunächst den Anfang der Folge einmal nüchtern, so stellen wir fest: die Schule, die Gefahr zu Pflegeeltern zu kommen, die Probleme, die sich Buffy und Dawn stellen -- all dies sind Dinge, die wir hinnehmen und schlucken müssen, die aber für die eigentliche Handlung irrelevant sind. Aber sind es deswegen gänzlich unwichtige Details, auf die Whedon und sein Team hätten verzichten können? Nein, ganz im Gegenteil. Uns wird damit der Eindruck der "wirklichen Welt" erhalten, die Buffy und ihre Freunde umgibt. In der Welt, die jeder von uns kennt, ist es nun einmal so, dass ein kleines Mädchen wie Dawn nicht einfach bei ihrer Schwester leben kann, wenn diese mit der "Erziehung" überfordert ist. Hier werden bei aller Übernatürlichkeit der Ereignisse in Sunnydale weiter feste Fäden zur "Realität" erhalten. Und das ist auch sehr entscheidend, denn nur so kann BTVS weiter funktionieren: Wie jeder von uns weiß, bedingt das Fantastische einer Geschichte stets das Eindringen des Unheimlichen in die Realität (nachzulesen bei Caillois: De la féerie à la science-fiction sowie bei Todorov). Eine wahre fantastische Erzählung benötigt ein reales Setting, in welches das "Fremde" Einzug hält... Beispiele sind der Vampir in einer amerikanischen Großstadt, Spukschlösser inmitten der unberührten Natur etc. Zumeist existiert dazu ein "Riss" in der Realität, der es dem Unheimlichen ermöglicht unsere Welt zu betreten... Dies mag ein Spiegel sein, durch den man hindurchtreten kann, ein "Portal", das durchschritten wird, oder (wie in BTVS) der Höllenschlund. Was ich dazu noch anmerken will: Als "fantastisch" bezeichnet man grundsätzlich nur Geschichten, bei denen das Unheimliche unsere Welt betritt... In die andere Richtung funktionieren diese Portale nicht...
Was ich damit sagen möchte: Ich finde es richtig, dass im ersten Teil der Folge soviel Wert darauf gelegt wird, dass die Realität erhalten bleibt. Das Fantastische ist gegenwärtig, denn die Bedrohung durch Glory schwebt weiterhin über den Freunden wie ein Damoklesschwert... Zwischen Willow und Tara kommt es zum Streit... eine alltägliche Sache... Tara geht allein auf den Jahrmarkt... auch realistisch... Dort trifft sie auf Glory -- und inmitten des realen Settings regiert wieder das Unheimliche. Auch die Kameraführung macht dies deutlich: Man sieht die Bank, auf der Tara und Glory sitzen, aus der Vogelperspektive -- und der gesamte Jahrnarkt mit all den fröhlichen und nichtsahnenden Menschen umschließt die beiden... Eine perfekte Umsetzung des "fantastischen Gedankens".
Was entwickelt sich nun aus dieser Situation heraus? Der Zuschauer empfindet Beklemmung... Er spürt Taras Hilflosigkeit. Sie möchte schreien, doch sie kann es nicht... Das würde die Menschen um sie herum gefährden... Die Kamera zeigt die Leute auf dem Fest... sie zeigt das bunte Treiben, das pure Leben... und sie zeigt, dass die ganze Szene am hellichten Tage spielt. Das ganze Drumherum suggeriert Glück, Zufriedenheit, Geborgenheit und Sicherheit. Und mittendrin treffen wir eine Vakuole des Bösen an -- und Tara ist in ihr gefangen. Man fühlt mit ihr, man leidet, als Glory ihr die Hand zerquetscht... und wie einst bei Jenny Calender wartet man auf die "Rettung aus höchster Not"... Willow nähert sich den beiden, wird aber durch die Menschenmassen abgedrängt. Und wie einst bei Jenny Calender kann auch hier niemand abwenden, was kommen muss... Zwar lässt Tara nicht ihr Leben -- doch ihr Zustand stimmt jeden traurig, der ihn mitansehen muss. Und letzten Endes bringt genau dieser kurze Moment der Gier, mit der sie Taras Verstand aussagt, Glory endlich an den Schlüssel... Ein dramaturgisches Meisterstück, das viel für die folgende Episode verspricht.


Wertung: 8 Punkte

Jochen meint:

Anfangs sieht es so aus, als würde "Götterdämmerung" eine langweilige Folge werden. Es wird wieder viel zuviel geredet (Buffy und Dawn in der Schule, Giles und Buffy, Buffy und Willow, Tara und Willow), wobei mir die Dialoge teilweise einfach zu langatmig sind.
Doch die Episode wird ständig besser. Zuerst wird wieder die Beziehung von Buffy zu ihrer Schwester gefestigt, indem Dawn erkennt, dass Buffy sie nicht aus Vergnügen ständig maßregelt, sondern weil sie sonst zu Pflegeeltern kommt und sie getrennt würden. Keine der Beiden will das. Sie gehören zusammen, ungeachtet dessen, dass sie eigentlich gar keine Schwestern sind. Sehr deutlich wird das auch in der sehr gefühlvollen Szene am Ende, als Buffy auf Willows Ausspruch über Tara ("Sie ist mein Schatz"), Dawn liebevoll durchs Haar streicht und nur sagt: "Ich verstehe dich gut".
Hauptthema der Folge sind aber Willow/Tara. Es gibt zum ersten Mal Streit in ihrer Beziehung weil Tara verunsichert, besorgt und auch etwas ängstlich über Willow Veränderung in den letzten Monaten ist und diese etwas ungeschickt auch äußert. Beispielsweise hat Willow sie in der Zauberei lange überflügelt (dass sie deswegen nicht eifersüchtig ist spricht für sie) und ist zu einer mächtigen Hexe geworden. Als Zuschauer hat man davon übrigens recht wenig mitbekommen. Willow kann zwar plötzlich mit einer Handbewegung Bücher aus Regalen fallen lassen und Glory hoch in die Luft schleudern, aber wie ist diese plötzliche Machtsteigerung eigentlich vonstatten gegangen? Und warum (ich weiß, ich stelle die Frage ständig - Kollege Xyruss kommt sie schon zu den Ohren raus *g* ) schafft sie es immer noch nicht, Amy zurück zu verwandeln? Wo ist Amy eigentlich? Hat irgend jemand in der letzten Zeit den Käfig mit dem netten Laufrad gesehen?
Aber zurück zum Thema. Der Streit endet damit, dass Willow aufgebracht von dannen stapft und Tara völlig geknickt alleine auf das Fest geht, womit das Unheil seinen Lauf nimmt. Denn durch einen erneuten Fehler der Sklaven von Glory, die diesmal denken Tara sei der Schlüssel, sucht und findet sie die Göttin. Allerdings wird Glory schnell klar, dass es sich wieder um einen Irrtum handelt, aus dem sie aber Kapital schlagen will, weil sie denkt, dass Tara bestimmt nicht so viel Stärke besitzt und ihr unter der Folter verrät wer der Schlüssel ist. Um ehrlich zu sein dachte ich auch, dass Tara es verraten würde. Ihr Gesicht sieht nicht so aus, als könne sie die Schmerzen noch länger ertragen.
Aber etwas völlig Unvorhergesehenes passiert. Nur drei Folgen nachdem Joyce starb, gibt es schon wieder ein Opfer im Kreise des Teams. Ich war sehr überrascht, obwohl ich glaube, dass Tara irgendwie geheilt werden wird. Sie bleibt bestimmt nicht für immer in diesem traurigen Zustand.
Ganz hervorragend ist, wie sich der Sinn der ganzen Aktion plötzlich ergibt. Da Joss Whedon keinen des Teams (wozu ich auch Spike zähle) zum Verräter machen kann, geht er den Umweg über Taras "Nicht Zurechnungsfähigkeit". Das ist der zweite Knaller in der Episode. Man denkt, alles Wichtige der Episode sei passiert und plötzlich plappert die grenzdebile Tara Dawns Geheimnis aus. Ein fantastisches Ende wie ich finde. Dadurch wird die Episode plötzlich in sich rund. Jetzt ist der Weg zum großen Showdown frei. Ich bin gespannt, wie das Team Dawn noch drei Folgen lang vor Glory schützen will - durch Willows Flugeinlagen mit schwarzen Augen jedenfalls bestimmt nicht ;-)
Sehr gut zu gefallen weiß in dieser Folge Spike, der als Einziger erkennt, dass Willow trotz gegenteiliger Aussagen zu Glory gehen wird (warum erkennt das die beste Freundin nicht ???) und es versteht Dawn zu trösten, die sich berechtigterweise Vorwürfe macht, das so viel Unheil und Leid wegen ihr geschieht.
"Ich bin ein Vampir. Ich kenne mich mit dem Bösen aus. DU bist nicht böse."
Dem ist nichts hinzuzufügen.


Wertung: 8 Punkte