Jochen meint:
Diese Folge steht ganz im Zeichen des Bürgermeisters. Anders als in anderen Episoden hat er hier mehr als nur einen Kurzauftritt. Er bleibt nicht wie üblich im Hintergrund und lässt seine Leute die Arbeit machen. Nein, er begibt sich selbst "an die Front". Und so stehen sich Buffy und er das erste Mal von Angesicht zu Angesicht gegenüber.
Aber die Begegnung verläuft irgendwie anders als man erwarten würde. Was als simpler Austausch Willows gegen die "Box von Gavrock" geplant war, wird zu einer Lehrstunde in Beziehungsdingen zwischen Unsterblichen und Sterblichen. Wilkins' Monolog gehört hierbei zu den besten, die die Serie seit langem gesehen hat. Wie ein Vater zu seinem Kind spricht er das aus, was eigentlich jeder über Buffys und Angels Liaison denkt. Auch die beiden selbst. Sie haben es bisher nur verdrängt. Aber seine Worte zeigen sofortige Wirkung. Insbesondere bei Angel. Selbst wer es geschafft hat, die Vorschau auf die nächste Folge rechtzeitig auszuschalten, kann an seinem Gesicht sehen, was er in Kürze tun wird.
Eines muss ich an dieser Stelle mal loswerden. So langsam kriege ich einen Hass auf diese Vorschauen! Warum zeigt Pro7 nicht gleich in einer 10-Sekunden-Zusammenfassung, wie der Aufstieg des Bürgermeisters verhindert wird? Aber zurück zum Thema.
Was den Austausch selbst angeht, ist man geneigt, dem guten Wesley recht zu geben. Es ist einfach nur unverantwortlich, unzählige Menschenleben zugunsten einer einzigen Person aufs Spiel zu setzen. Aber wen interessiert schon Wesley? Buffy und das Team zumindest nicht. Willow ist für Buffy wichtiger als der Aufstieg des Bürgermeisters mit allen seinen Folgen (über die sich immer noch keiner im Klaren ist). Man beachte in diesem Zusammenhang, dass sie vor gar nicht allzu langer Zeit ihre große Liebe zur Hölle geschickt hat, um die Menschheit zu retten. Das Opfer Willow kann sie allerdings nicht bringen. Wenn das keine wahre Freundschaft ist!
Nun, im Endeffekt erweist sich die Entscheidung zur Befreiung Willows sogar als richtig (zumindest nicht falsch). Denn durch sie erhalten unsere Freunde wichtige Informationen aus den Büchern des Aufstiegs. Vermutlich erweisen sich diese Informationen in Zukunft als viel wichtiger als die Box von Gavrock.
Außerdem wird durch diese Entscheidung sehr deutlich, wer im Team das Sagen hat: nämlich die Jägerin und nicht der Wächter. Auch Giles entwickelt sich in letzter Zeit zum richtigen Draufgänger. Er ist lange nicht mehr so vorsichtig und vernünftig wie früher und stellt sich in jeder Situation voll hinter Buffy. Auch oder gerade dann, wenn es gegen Entscheidungen von Wesley (und des Rates) geht. Ich denke das Vertrauensverhältnis, das durch "Die Reifeprüfung" (Folge 3.12) sehr gelitten hat, ist mittlerweile voll und ganz wiederhergestellt.
Alles in allem ist diese Folge aber nur Durchschnitt. Die einzigen beiden richtigen Highlights sind, für meine Begriffe, der Monolog des Bürgermeisters (siehe oben) und die wirklich starke Szene auf dem Friedhof am Ende. Wilkins sagte u.a., dass Buffy und Angel sich nie "auf ein Picknick im Sonnenschein" treffen können. Und wie zum Trotz sehen wir sie am Ende, beim "Picknick im Mondschein", auf einer Decke auf dem Friedhof sitzen.
Wahrscheinlich -- Angel macht den Eindruck, als hätte er bereits eine Entscheidung getroffen -- das letzte Mal in trauter Zweisamkeit.
Wertung: 7 Punkte
Peter meint:
Diese Episode hatte Übergangscharakter. Besonders bemerkenswert waren Willows endgültiger Aufstieg zur "magischen" Frontkämpferin und der nach wie vor bemitleidenswerte Status von Wesley. Es erweist sich, dass Willow wirklich auf allen Gebieten brillant ist. Wie schnell sie ihre Hexenkräfte auf ein so effektives Niveau gebracht hat, dass sie sogar der Macht des Bürgermeisters trotzen kann, ist erstaunlich. Amy hat es, trotz familiärer Vorbildung und viel mehr Zeit, offenbar nie soweit gebracht wie Willow in etwa einem Jahr. Willow war es auch vergönnt, den einzigen richtigen Fortschritt zu erzielen, indem sie die Bücher des Aufstiegs aufspürte.
Wesley konnte bei mir erstmals Pluspunkte verbuchen. Natürlich freut es mich, dass Giles nach wie vor alle Fäden in der Hand hält, aber Wesley hatte völlig recht, als er darauf hinwies, dass die Kiste unbedingt zerstört werden müsse. Keiner will Willow verlieren, aber wenn der Bürgermeister seinen Aufstieg vollenden sollte, würden Tausende sterben. Wesley vertrat hier einen völlig überzeugenden Standpunkt.
Negativ an der Episode waren die lächerlich laxen Sicherheitsvorkehrungen im Rathaus. Positiv war, dass es erstmals zur direkten Konfrontation von Buffy und dem Bürgermeister kam. Interessant, dass nach Spike ein weiterer Todfeind knallhart, aber überzeugend das wenig aussichtsreiche Verhältnis von Buffy und Angel analysierte. Nach der düsteren Perspektive am Anfang der Episode, als alles darauf hindeutete, dass sich das Jägerteam in alle Winde verstreuen würde, war Willows Entschluss zu bleiben ein erfreulicher Ausklang.
Erwähnenswert waren noch Snyders witzige Auftritte, wobei nun erst klar ist, dass er nicht direkt mit dem Bürgermeister zusammenarbeitet, und einige ungewöhnliche Szenen mit Cordelia. Wird sie vor ihrem Ausscheiden doch noch einmal eine tragende Rolle spielen?
Insgesamt eine gute, aber nicht wirklich spektakuläre Episode, die vor allem als Prolog für das Ende der Season von Bedeutung ist.
Wertung: 8 Punkte
Kristofer meint:
Die Schulzeit neigt sich dem Ende zu und jeder der Slayerettes macht sich Gedanken über das das, was nach der Schulzeit passieren soll. Willow möchte nach England und auch Xander und Oz haben ihre (eigenen) Vorstellungen -- nur Buffy kann ihre Träume und Wünsche nicht erfüllen, da sie als Jägerin die Aufgabe hat, Sunnydale vor den Mächten des Bösen zu beschützen. Buffy hat ihre heilige Pflicht zu erfüllen und kann die Stadt nicht so einfach verlassen und ihren eigenen Weg gehen. Dies spiegelt die Meinung Wesley Wyndam-Pryces wider, der nach Giles' Rauswurf aus dem Club der Wächter die Fäden zieht.
Nicht nur die Schüler Sunnydales sondern auch der Bürgermeister stehen vor dem ersten bedeutsamen Wendepunkt in ihrem Leben. Wenn Wilkins auch schon mehrere kleinere wichtige Veränderungen mitgemacht hat, wird sein Aufstieg mit Hilfe der Box von Gavrock das Größte sein. Diese hat ihm bisher als einziges gefehlt, um den Aufstieg perfekt zu machen. Stellt sich nur eine Frage: Eine Kiste voll mit hässlichen Spinnen soll ihm zur Macht verhelfen? Da bin ich ja mal gespannt, wie das vor sich gehen soll.
Wertung: 7 Punkte
Xyruss meint:
Eigentlich stand diese Folge unter einem komischen Stern. Keiner der beiden Titel, weder der englische "Choices" (Möglichkeiten), noch der deutsche "Die Box von Gavrock" verrieten viel über die Story. Und leider passt auch keiner der Titel so richtig.
Buffy hat Probleme mit ihrer Zukunft; erstens weiß sie nicht, ob sie überhaupt eine Zukunft hat, und zweitens steht ja die Entscheidung an, ob und welches College wert wäre, dorthin zu gehen. Aus dieser Laune heraus ergreift sie die Initiative. An sich eine lobenswerte Regung, wenn nicht die Gedanken an alle Lösungen ihrer Probleme ihr Urteilsvermögen beeinflussen würden. Entsprechend macht sie natürlich taktische Fehler. Der Plan, die Box von Gavrock zu stehlen, ist nicht dumm. Nur leider war die Umsetzung stümperhaft. Willow als Hexe... Okay, sie musste dabeisein, doch wäre es zuviel verlangt, wenn sie sich etwas angezogen hätte, was dem Zweck des Manövers entsprach? Und als sie den Zauber von der Box nahm, warum schickt Buffy sie zurück? Als schwächstes Glied in der Angriffsreihe hätte wenigstens Angel sie begleiten müssen, oder sie hätte auf dem Dach bleiben sollen, durch Angel gedeckt. Die ganze Situation wäre entschärft worden. Das nächste: Nach dem Kampf im Rathaus -- warum erscheinen nach dem Alarm nur zwei Schwächlinge und niemand sonst?
Der Tausch Willow gegen die Box ist ebenso stümperhaft wie lächerlich. So ungern ich es zugebe, aber Wyndam-Pryce hatte recht. Tausend Leben gegen ein Leben, ein ungleicher Tausch. Mit etwas mehr Ruhe und Überlegung wäre es sicherlich zu einer besseren Möglichkeit gekommen. Allein mir fallen zwei weitere ein. Angel, der nicht offiziell zu den Jägern gehört, hätte mit Buffys Wissen und im Alleingang die Box des BM wieder übernehmen können -- Faith, geschwächt durch ihre Gefühle, und die beiden Vampire wurden sicherlich nicht unbesiegbar. Und nach den ersten Angriffen hätte Buffy ihrem Freund helfen können. Und die zweite? Ein erneuter Angriff auf das Hauptquartier der Bürgermeisters. Nachdem der erste schiefging, hätte niemand einen zweiten Angriff erwartet.
Der Austausch war recht interessant, aber warum lässt Buffy den BM schwafeln? Man muss immer die Initiative ergreifen, besonders im Kampf gegen solche Gegner. Eine Bemerkung wert ist für mich noch Cordelia. Viele aus unserem Autorenteam finden es gerechtfertigt, wie Xander mit Cordy umgeht. Ich nicht. Cordelia wehrt sich mit äußerster Boshaftigkeit gegen die Einsamkeit, die u.a. auch Xander in ihr hinterlassen hat. Und nun hat sie wahrscheinlich Probleme, das Geld für das College aufzutreiben. Mir tut sie leid, ich finds schade, dass sie die Serie verlässt, vor allem jetzt, wo sie normale Probleme hat.
Die Folge ist, abgesehen von den inzwischen leider dramaturgisch notwendig gewordenen Fehlern, eine der besseren. Besonders der Abschluss zwischen Buffy und Willow war besonders gelungen, ach ja, war das nett!
Wertung: 8 Punkte
Patrick meint:
Endlich wird der Haupthandlungsstrang der dritten Staffel fortgeführt: Der Bürgermeister, längst unverwundbar geworden, nähert sich seinem Aufstieg. Zum Erringen der Macht fehlt ihm nur noch die Box von Gavrock. Und die holt er sich in dieser Folge, und zwar in seiner unnachahmlichen Art -- ruhig, vorausschauend und intelligent.
Wie überlegen er längst ist, demonstriert er in der Übergabe-Szene in der Schule. Er läuft zwischen seinen Gegnern hin und her, er bietet seinen Körper als Angriffsfläche an; vielleicht hofft er sogar auf eine -- sinnlose -- Attacke gegen sich. Da ihm offensichtlich keiner der Anwesenden diesen Gefallen tun möchte, kann es ihm eigentlich nur recht sein, dass eine dieser Mörderspinnen sein Gesicht zerkratzt. Denn das ermöglicht ihm, seine Macht zu zeigen: Innerhalb kürzester Zeit wachsen seine Wunden wieder zusammen und er sieht so gut aus wie eh und je. So unverletzlich ist es dann auch kein großes Problem mehr, Angel ordentlich die Meinung zu sagen. Und wir sollten ehrlich sein: Seine Analyse war nicht etwa gefühlskalt oder vom Hass auf den Feind diktiert. Er sprach nüchtern und ausschließlich unter Berücksichtigung all jener Fakten, die auch uns Zuschauern bekannt sind. Eine Beziehung zwischen Buffy und Angel ist nur unter gewissen Einschränkungen möglich, die ein Zusammensein im Grunde von vornherein ad absurdum führen. Denn SO etwas Besonderes wird Buffy auch nicht sein, dass sie von nun an bis in alle Ewigkeit (was schlimmstenfalls sogar wörtlich zu nehmen sein könnte, falls Angel aus Versehen doch mal an ihr nuckelt) das Leben einer Nonne führen würde. Wilkins spricht hier endlich das aus, was Millionen von (zugegebenermaßen wohl eher männlichen) Fans seit langem gedacht haben. Dafür gebührt ihm ein Ehrenapplaus.
Wo wir gerade bei der offensichtlichen Stärke des Bürgermeisters sind, müssen natürlich auch, wie bei Peters Kommentar bereits geschehen, die "laxen Sicherheitsvorkehrungen" angesprochen werden. Vielleicht ist das wirklich ein Zeichen von Schwäche, eventuell von Überheblichkeit gewesen. Es könnte jedoch auch sein, dass Wilkins seinen Gegnern damit abermals zeigen wollte, dass er unschlagbar ist und immer noch ein As im Ärmel hat. Er hat mit den anderen nur gespielt. Dass Willow die Bücher des Austiegs mehr durch Zufall entdeckt, war nicht sein Fehler. Die waren an sich ja gut versteckt. Aber die Herren Drehbuchautoren mussten ja irgendwo einen Kunstgriff einfließen lassen, um das Jäger-Team über den Aufstieg zu unterrichten. Sonst könnte sich ganz Sunnydale gleich ins Grab legen, denn wenn der Aufstieg schon morgen vollzogen würde, hätten Buffy und ihre Freunde gegen DIESEN Gegner keinerlei Chance.
R.I.P., Sunnydale!
(Wir brauchen bei der Wertung Luft nach oben, denn der Bürgermeister wird noch mehr zeigen!)
Wertung: 7 Punkte
Chananja meint:
Nun ist seit langer Zeit endlich mal wieder eine Buffy-Folge gelaufen. Vierzehn Tage ohne Buffy -- schrecklich. Aber diese Folge hat mich wieder versöhnt. Es war alles drin, was eine Buffy-Folge ausmacht (Humor, Aktion und Horror). Auch der etwas nachdenkliche Part, der in der 3. Season vorherrschend ist, kam voll zum Zuge.
Ich muss sagen, dass der Bürgermeister von Folge zu Folge besser wird. Wo ein Meister (in der 1. Season) wie kalter Kaffee wirkt und Spike und Angelus (in der 2. Season) schon wirkich geniale Gegner sind, ist der Bürgermeister der herausragendste von allen. Die Verbindung von Humor, Horror und Sarkasmus, die er an den Tag legt, ist wirklich fantastisch.
Wertung: 8 Punkte
FS meint:
Hat eigentlich jemand "Star Trek: Nemesis" gesehen? Warum das von Bedeutung ist? Nun, das Messer, das Faith vom Bürgermeister erhält, verschwand nach dem Ende der 3. Staffel irgendwo in der Requisite. Aber in dem Film von 2002 taucht es noch einmal auf, als Lieblingswaffe des remanischen Anführers und Oberbösewichts Shinzon. Ich kann mir das eigentlich nur so erklären: Als "Buffy" nach der 5. Staffel von WB zu UPN wechselte, ging die ganze Requisite mit. Und da UPN der Haussender von Star Trek ist, werden die Ausstatter des Films "Nemesis" wohl nach einer exotischen Waffe gesucht haben und sind im (sehr umfangreichen) Lager von "Buffy" fündig geworden.
Wertung: 7 Punkte