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Episode 6.20:
Wut

(OT: Villains)

6x19 6x21
Warrens Rache Da waren's nur noch zwei


Zur Folge



Xyruss meint:

Nach dem Schock der vorigen Folge konnte ich es kaum abwarten, wie es weitergeht. Ohne Pause schloss diese Folge an die letzten Szenen an. Dass Tara definitiv tot war, konnte man schon ahnen, Buffys Schicksal jedoch war noch ungewiss. Zwar konnte man hier sicher sein, das die Titelheldin nicht "schon wieder" und nicht so banal sterben würde, aber mit Taras Tod konnte man nicht rechnen, da sie ja inzwischen auch eine Hauptakteurin geworden war. Im Laufe der Folge wird Buffy durch Willow geheilt, was sowohl deren Loyalität als auch deren Macht darstellt. Allerdings stellen sich die Differenzen daraufhin sofort ein, sie übernimmt die Kontrolle über die Jäger und spaltet sich von Buffy ab, um ihrer Wut zu frönen.

Willow ist, wie erwartet, in dieser Folge die Hauptakteurin. Ihre glühend roten Augen der letzten Folge machen deutlich, das sie erneut in einer Mauer aus Trauer und Wut gefangen ist. Dass ihre magischen Fähigkeiten nicht eingerostet sind, merkt man schon in den ersten Szenen, als sie den Gott Ocyrus herbeiruft und ihm "Befehle" erteilt. Schon hier merkt man ihre Selbstüberschätzung, die man allerdings momentan noch als Trauer interpretieren kann. Bis auf die schönen grusligen Effekte und ein lustiges Luftgesicht hat diese Szene allerdings nichts weiter bewirkt. Im Laufe der Folge merkt man jedoch die Wichtigkeit an, denn nach Willows vergeblichem Versuch, den Tod erneut zu besiegen, widmet sie sich ganz ihrer Rache an Warren. Und ich muss sagen zurecht. Ihre physische Veränderung ist etwas übertrieben, und auch die Art und Weise, wie sie die Magie der Bücher einsaugt, oder mittels Taras Blut Warrens Aufenthalt herausfindet, das wirkt zu kitschig.
Die wohl beste Szene der Folge ist die Konfrontation Willows mit der Jägerin, der zum endgültigen Bruch führt. Willow hat sich hierbei eindeutig zu ihrer Rache und ihren magischen Fähigkeiten bekannt und damit klargestellt, wer der Endgegner sein wird. Anfangs stand ich hinter ihr, ihre Rache ist berechtigt und ihr Sinn nach Vergeltung auch. Doch ihr Weg geht über Leichen, die nicht sein müssen ... sie lässt sich von der Magie einspinnen und missbrauchen.

Warren hat sich nach der vorigen Folge endgültig zu einem Gegner gemausert, den man wohl respektieren sollte. Allerdings stellte sich bei mir erneut der Gedanke ein, dass er doch eine ziemliche Witzfigur ist und immer sein wird. Nur wie es eben im Amiland üblich ist, jeder kommt an eine Knarre ... selbst solche Stümper können damit Schaden anrichten. Während seiner Flucht wird er von Rack unterstützt und gewarnt (was diesem allerdings nicht gut getan hat, Willow war wohl etwas mächtiger...), wird aber trotzdem gestellt. Obwohl ich bis zuletzt geglaubt hatte, das Warren vor Gericht landen würde, als die Foltern begannen, wurde mir der Ernst von Willows Taten klar. Gerade diese letzten Szenen im Wald, der Kampf gegen Warren und dessen Ende sind zwar sehr anschaulich dargestellt, und fesselten den Zuschauer, aber wenn man es nüchtern betrachtet, sind die Szenen zu deutlich dargestellt. Die maßlose Überlegenheit von Willow, die Einseitigkeit dieser Szenen sind mir zu sehr ein Appell für so etwas. Das hätte man auf eine etwas galantere und "gleichere" Weise regeln können. Vor allen das "Enthäuten" Warrens ging eindeutig viel zu weit.

Die Folge stellte neben dem guten Mainstream auch eine entscheidende psychologische Komponente dar. Das Gespräch zwischen Dawn, Xander und Buffy ist äußerst aufschlussreich, denn sowohl Dawn, als auch Xander sind der Meinung, dass man Willow gewähren lassen sollte. Und ich muss sagen, ich auch. Zwar muss es nicht unbedingt Willow sein, denn sie wird definitiv Schäden durch den Mord davontragen, aber das sich Buffy GEGEN Willow und vor Warren stellt, finde ich unmöglich. Sie davon zu überzeugen, das sie sich selbst keinen Gefallen tut, ist die eine Seite, aber sich selbst für einen Mörder zu opfern, ist Wahnsinn. Dahingehend gebe ich Dawn völlig recht, für Warrens Tat reichen normale Gerichte nicht aus.
Und genau das wollte Whedon wohl auch erreichen. Viele der Zuschauer werden wohl auf Dawns Seite stehen, und ihr zustimmen. Buffy "kämpft" verbal nicht nur gegen Dawn und ihre eigene Rachsucht, sondern sie appelliert auch an die Zuschauer. Ob das soviel bewirkt hat, bleibt fraglich, denn mit dem Mord am Ende der Folge sind viele Weichen völlig falsch gestellt...
Willow tut desgleichen, sie gibt sich mit Warrens Tod nicht zufrieden, ihr Rachedurst erlischt nicht. Sie ist der Endgegner, auf den wir solange warten.

Wertung: 9 Punkte

Jürgen Meisenzahl meint:

Ich hätte mir nach der letzten Folge eigentlich einiges mehr erhofft als das, was ich gesehen habe. Ich finde, dass die Idee zu der Episode eigentlich perfekt ist, doch für meinen Geschmack hapert es etwas mit der Umsetzung.
Da ist zum einen die Sache mit Willow: Sie ist zwar auf einem Rachefeldzug angetrieben von einem unstillbaren Blutdurst, doch empfand ich Willow nicht als richtig böse. Sie war zwar düster und auch ihre Haare haben sich durch die schwarze Magie schwarz gefärbt, doch kommt nicht immer ihre eigentliche Macht zum Vorschein (wobei das mit der Axt total übertrieben war). Aber wenn man von den kleinen Mängeln, die ich empfunden habe, absieht, wir wollen ja objektiv bleiben, war es ein "relativ" gelungener Rachefeldzug, der, so wie ich das annehme, in der Ermordung von Jonathan und Andrew sein blutiges Ende nimmt. (Wer hätte das gedacht? Woche für Woche suchen wir Fans Möglichkeiten für Endgegner, doch wer wäre auf die Idee gekommen, dass es Willow sein könnte? Dabei lag es die ganze Zeit auf der Hand, da der größte Teil der Staffel damit zu tun gehabt hat. Tja, die Lösung vor der Nase!) Willow hat sich von einer Sekunde auf die nächste in das pure "Böse" verwandelt, doch diesmal scheint es keine Möglichkeit zur Rückverwandlung zu geben. Diesmal bleibt Darth Vader Darth Vader, er kann sich nicht in Anakin Skywalker zurückverwandeln. Willow kämpft gegen einen chancenlosen Warren und als dieser keine Möglichkeit zur Verteidigung hat, bringt sie ihn kaltblütig um.
Als Warren erst zu Rack kam, dachte ich, dass er es irgendwie fertig bringt Magie zu erlernen, sodass der Kampf Willow vs. Warren mit Gleichberechtigten in dieser Episode stattfindet. Ich irrte mich, doch hätte das einen Unterschied gemacht? Ich glaube nicht, da das "Böse" in den "richtigen" Händen viel stärker ist als das "Gute", bzw. auch das Böse, bloß in den Händen eines Unerfahrenen.
Was mich ein wenig geschockt hat, war Dawns Reaktion auf Taras Tod. Gut, dass sie am Boden zerstört sein würde, war klar, aber mit dem Gedanken zu spielen Warren selbst zu töten ist für Dawn (natürlich auch für Xander) ein bisschen zu hart.
Ich war natürlich begeistert, dass zwischen Xander und Anya ein vernünftiges Gespräch aufkam, in dem Xander sogar erfuhr, dass Anya wieder Dämonin ist. Es wäre auch zu viel geworden einen Streit in diese Episode zwischen beiden aufzubauen, dennoch sollte man das positivste Ereignis in dieser düsteren Episode ans Licht bringen. Was mich verwunderte, war Anyas Aussage, dass sie auf Willows Seite stehe, aber dann dennoch Buffy und Xander geholfen hatte.
Die ganze Sache mit Spike hätte ich an Whedons Stelle weggelassen, da sie unwichtig, für die Folge uninteressant und, da es scheinbar eine längere Sache wird, unpassend war. Außerdem wurde nicht ganz klar, was uns in etwa erwarten wird, wobei dies nicht so schlimm ist.
Lustig war der Satz von Xander, dass Buffy nicht mehr sterben solle. Ein- oder zweimal machen vielleicht noch Spaß, aber ein drittes Mal? Jedenfalls hat die Episode, die eine hohe Anzahl von Special Effects beherbergte, eine 8 bis 9, ich entscheide mich für die 8, verdient. Mir ist aufgefallen, dass wegen Tara kaum eine Träne vergossen wurde! Waren die alle zu beschäftigt oder wie?
Zum Schluss noch: Wie es aussieht, ist Willow nicht zu stoppen, soll heißen, dass sie immer auf ihrem Rachefeldzug bleiben wird. Doch da erinnere ich mich an den Satz von Rileys Frau, dass sich Schwarzmagier irgendwann in Luft auflösen. Ist dies der einzige Weg für Willows Erlösung? Wird so die Staffel enden? Ich weiß es nicht, noch nicht...


Wertung: 8 Punkte

Peter meint:

Als Freund auch überzogenen Horrors kam ich nicht umhin eine gewisse Freude daran zu empfinden, wie Willow sich in das pure Böse verwandelte. John Carpenter sagt über seine Schöpfung des puren Bösen, Michael Myers, er sei eine Naturgewalt. Genau so wurde uns Willow hier präsentiert, wobei der näher liegende Vergleich natürlich Stephen Kings Carrie ist. Im großen Finale im Wald gab es dann noch deutliche EVIL DEAD-Anklänge. Die Axt im Rücken passt genau zu dieser Art der krassen Schockeffekte, die man nicht so ganz ernst nehmen kann.
Auf der anderen Seite reden wir hier nicht von einem Monster traditionellen Zuschlags, sondern von der einst schüchternen und durch und durch liebenswerten Willow. Selbst wenn ich im Sinne des Überraschungseffekts ihren Mord an Warren sehr cool fand, macht man sich doch große Sorgen um den Rest der Serie. Giles ist weg, Tara tot und wie sollte Willow jemals wieder rehabilitiert werden können? Das ist schon jetzt kaum mehr möglich, wobei weiteres Blutvergießen zu erwarten ist. Es ist kaum weniger zu erwarten, als dass Willow für Sunnydale das wird, was für Tokio Godzilla seit Jahrzehnten ist...
Patrick hat schon auf die brillante Art und Weise verwiesen, wie es Whedon schafft, dass wir noch an die Wende glauben. Anya (warum eigentlich?) führt Buffy und Xander rechtzeitig an den Tatort, damit dort an das Gute in ihr appelliert werden kann, das einen kaltblütigen Mord verhindern wird. Nichts dergleichen passiert und damit haben wir das zweite Hammer-Ende einer Folge hintereinander. Man fragt sich, wie Whedon dem im Staffelfinale noch nahe kommen will.
Sehr beeindruckend war die Szene, als Dawn (an die so recht niemand zu denken scheint) Tara findet und einfach mit der Leiche im Zimmer sitzen bleibt. Interessant war zu sehen, dass Buffy endlich wieder die (moralische) Führerin war, wenn auch unter den furchtbarsten Umständen.
Spikes Mission hätte man nicht zeigen müssen. Wenn es diesmal wieder nichts wird mit seiner Rückkehr zum Bösen, dann möge ihn bitte der nächstbeste Löwe fressen. Immerhin war es mir nach der bitteren Enttäuschung, die Spike für mich geworden ist, eine Genugtuung, dass ihn das Monster mit den leuchtenden grünen Augen zu Recht verspottete.
Insgesamt war die Folge für mich eine klare 8, aber für das Finale gibt es noch einen Punkt dazu.

Wertung: 9 Punkte

Jochen meint:

Das Negative zuerst – die Zauber und Zaubereffekte sind in dieser Folge mal wieder völlig übertrieben. Willow kann jetzt also einfach mal so den Dämon/Gott herbeirufen, der für Leben und den Tod der Menschen zuständig ist. Sie kann sich jetzt auch in Luft auflösen und teleportieren. Ach ja, und unverwundbar scheint sie auch noch zu sein. Zumindest schadet ihr eine Axt im Rücken nicht sehr. Bücher lesen sich schneller, wenn man die Hände in sie eintaucht und die Buchstaben unter der Haut entlang Richtung Gehirn wandern lässt. Und wenn man nicht weiß, wo sich der Gegner aufhält – kein Problem – man nehme das T-Shirt einer Ermordeten auf der sich eine Landkarte aus Blut bildet.

Aber abgesehen davon ist die Folge wirklich sehr gut. Es ist absolut krass und erschreckend, wie sich Willow innerhalb von Sekunden von der liebenswerten Person, die sie immer war, in eine böse, kaltblütige und gefühllose Hexe verwandelt – und diesmal anscheinend ohne Rückfahrkarte. Denn im Gegensatz zum letzten Mal, als sie an der Schwelle stand und gerade noch von Tara zurückgepfiffen wurde, gibt es nun niemanden mehr, der sie hindern könnte. Im Gegenteil, die einzige Person, die es könnte, ist die, deren Tod Willow nun rächen will, auch wenn das bestimmt nicht im Sinne der besonnenen Tara gewesen wäre. Als äußeres Zeichen ihrer Verwandlung verfärben sich Willows Haare schwarz und die Pupillen werden merklich dunkler. Sie hat die Schwelle überschritten und sie sagt ja auch selbst, dass es für sie kein Zurück mehr gibt.

Aber nicht nur Willow gibt sich ihren Rachegefühlen hin, auch Xander und Dawn würden eine Lynchjustiz in diesem Fall sehr gerne sehen. Nur Buffy behält hier einen kühlen Kopf und erklärt den anderen, dass Jägerinnen nicht dafür da sind, um für Morde von Menschen an Menschen Gerechtigkeit zu üben. Dafür gibt es das Rechtsystem, wie effektiv oder ineffektiv es auch immer sein mag. Warren ist ein Doppelmörder, aber es ist nicht der Job unserer Freunde ihn dafür zu bestrafen, sondern nur, ihn der Polizei zu übergeben.

Und noch jemand ist in die Sache involviert und zwar aus beruflichen Gründen. Anya muss Willow beistehen, da deren "Rachedurst unglaublich ist". Aus diesem Grund muss sie sich auch für die Hexe entscheiden, als Buffy fragt, auf welcher Seite sie steht. Immerhin zeigt sie den Freunden aber den Weg. Dass sich Anya gegen sie stellt ist bestimmt nicht gerade förderlich für eine Reunion mit Xander, und schon gar nicht die Tatsache, dass er jetzt weiß, dass sie wieder im Rachegeschäft tätig ist. Das ist sehr schade, wie ich finde, denn ich hätte es sehr gern gesehen, dass die Beiden wieder zusammenkommen.

Die letzten 5 Minuten der Folge sind richtig heftig. Willow verfolgt Warren gnadenlos, dessen technische Spielereien erweisen sich als nutzlos. Auch die Schutzzauber, die er sich von dem Magiedealer Rack besorgt hat, bringen ihn nicht wirklich weiter. Willow blockt alle Angriffe und Verteidigungsmaßnahmen mit Leichtigkeit ab und schafft es letztendlich Warren zu stellen und zu fesseln. Was dann kommt kann man nur als brutal bezeichnen; Angelus, Spike oder der Ripper hätten es nicht besser gekonnt. Willow foltert Warren mit derselben Kugel, mit der er Buffy niedergeschossen hat und die sie aus ihrer Brust geholt hat. Und sie geniest seine Schmerzen. Zum "Glück" für Warren findet das Ganze ein vorzeitiges Ende, als Buffy, Anya und Xander auftauchen. Willow muss die Folter abbrechen, häutet ihr wehrloses Opfer und lässt es vor den Augen ihrer völlig entsetzten Freunde in Flammen aufgehen, bevor sie sich mit den Worten "Das war der Erste" wegteleportiert.

Was meint sie damit - "Das war der Erste"? Wer ist der Nächste? Wer hat Willow noch etwas angetan? Andrew und Jonathan? Wenn dem so sein sollte und sich Willow jetzt zur Rächerin aufschwingt, die, im Gegensatz zu Rachedämonen wie Anya oder Halfrek an keine Regeln gebunden ist, steht Sunnydale wahrlich noch einiges bevor. Willows Verwandlung scheint tatsächlich vollzogen und dauerhaft zu sein und Buffy beginnt zu erkennen, dass sie ihre beste Freundin schon fast sicher verloren hat. "Oh Gott Willow, was hast du nur getan?"

Diese Folge ist beim ersten Sehen eine glatte 10, beim zweiten Mal, wenn die Spannung nicht mehr so groß ist und man sie mit kühlerem Kopf ansieht, aber immer noch eine gute 9.

Wertung: 9 Punkte

Patrick meint:

Jochen hat in seinem Kommentar bereits das zentrale Zitat dieser Episode genannt: „Oh Gott, Willow, was hast du nur getan?“ So entsetzt Buffy über die Tat ihrer Freundin war, so fassungslos fühlte auch ich mich angesichts der Vorkommnisse im Wald von Sunnydale. Nicht allein der Mord an Warren war es, der mich erschauern ließ, sondern die Art und Weise wie Warren ums Leben kam: Er wird von Willow gejagt, kann ihr immer wieder zeitweise entkommen, nur um bei diesem perversen Katz-und-Maus-Spiel am Ende den Kürzeren zu ziehen; er wird gefesselt, gefoltert, ihm wird seitens Willows Todesangst eingeflößt; er lernt das Leid seiner Opfer kennen; und schließlich wird ihm bei lebendigem Leib die Haut abgezogen und er geht in Flammen auf. All das zieht sich eine Ewigkeit hin. Und damit ist die Folge insbesondere gegen Ende hervorragend inszeniert. Fast fühlt man sich zurückversetzt in die gute alte Zeit der besseren Drehbücher – ich möchte an Staffel 2 erinnern, an die unvergessene Szene, in der Angelus Jenny Calendar tötete. Damals hatte man ständig das Gefühl, jeden Moment müsste Buffy hereinstürmen, um Jennys Leben zu retten. Und auch dieses Mal schien es mir, als könnte Warren vor einem vorzeitigen Ende bewahrt werden. So langsam näherte sich die Kugel seiner Brust, so schnell näherten sich Buffy und ihre Begleiter der Stelle im Wald, an der Willow ihrem unsäglichen Treiben nachging. Und doch konnte die Jägerin nicht verhindern, dass Warren starb. Wohl aber konnte sie seine Leidenszeit verkürzen – da gebe ich Jochen Recht.
Willow als Racheengel. Wie konnte es nur dazu kommen? Der Auslöser des ganzen Unheils ist natürlich Taras Tod. Doch konnte dieses Erlebnis Willow wirklich so in die dunklen Tiefen ihrer Seele hinabziehen? Willow hat in den vergangenen Staffeln viel erlebt, viele Grausamkeiten gesehen, viele Niederschläge wegstecken müssen. Die Magiesucht hat sie mitgenommen. Ihr Umfeld hat gelitten, ihre Welt, die nie heil war, aber die sie sich so heil wie möglich gestaltet hatte, ist mit einem Mal zerschlagen. Es mag sein, dass sich einfach zuviel angestaut hat und dass dieser Druck sich nun ein Ventil sucht. Dennoch muss man sich fragen, warum Willow so ausrastet. Hat sie denn keine Freunde, denen sie sich anvertrauen und an deren Schulter sie sich ausweinen kann? Sieht sie nach allem, was in den vergangenen Wochen geschehen ist, das Verhältnis zu Buffy, Xander und Dawn wirklich so zerrüttet an, dass sie sich als Einzelgängerin präsentieren muss? Und überhaupt: Was gibt ihr das Recht über Warren ein Urteil zu fällen und dieses dann auch zu vollstrecken? Sollte D’Hoffryn von diesen Vorkommnissen erfahren haben, muss er erfreut gewesen sein, weil er Willow damit einst richtig eingeschätzt hat. Sie wäre eine ideale Rachedämonin geworden. Ob ihrer gewaltigen emotionalen Motivation wird sie schließlich auch von Anya bewundert.
Was wir hier vor uns haben, ist eine interessante, spannungsgeladene Folge, die uns die allmähliche Entwicklung von Willow von einer Leidenden, die einen geliebten Menschen verloren hat, bis hin zu einer sich rächenden Mörderin zeigt. (Die dramaturgischen Überzogenheiten, insbesondere die Axt im Rücken, lasse ich mal außen vor.) Wäre an dieser Stelle Schluss mit dem Spuk, so würde sich die Episode vorzüglich als Charakterstudie eignen: Unter welchen Voraussetzungen wird jemand zum Mörder? Kann ich ihn verstehen? Habe ich so etwas wie Mitgefühl oder Verständnis für ihn und seine Lage? Wie kann man ihm helfen? Doch Willow scheint sich diese Hilfe selbst zu verbauen, indem sie nach erfolgter Rache nicht zusammenbricht, sondern die Worte „Das war der Erste.“ ausspricht. Sie ist nicht am Ende ihrer Rache angekommen? Sollen weitere Todesopfer folgen? Dann ist Willow nicht länger bemitleidenswertes Opfer der Umstände, dann ist sie – schon aufgrund des emotionales Bandes zwischen ihr und dem Rest rund um Buffy – eine der bisher gefährlichsten Staffel-Endgegnerinnen geworden.

Wertung: 9 Punkte