12.09.2002    "Scooby Doo" - Kommentar von Xyruss
+++ SCOOBY-DOO hat in Deutschland überraschend schnell, nach nur 4 Wochen, die Top 10 verlassen. Knapp unter einer Million Besucher sind ordentlich, aber nicht der große Sommerhit. Bevor der Film aus deutschen Kinos verschwindet, wirft Kollege Xyruss einen kritischen und ausführlichen Blick auf den Film:

"Schon von früher kannte ich Scooby-Doo als Zeichentrickserie und fand sie damals schon recht lustig. Eine gute Mischung aus Mystery, Humor und Geistergeschichten. Die erste Umsetzung von Hollywood hat entsprechend recht große Ziele zu erfüllen, um den Vorgaben der Serie gerecht zu werden.
In diesem Machwerk spielen gleich drei Hochkaräter mit ... Freddy Prince Jr. als Freddy (welch Überraschung), der publikumsgeile Schönling, Matthew Lillard ("She´s all that") als Shaggy und natürlich Sarah Michelle Gellar... unsere Buffy. Hier hat sie allerdings mit der Serienheldin recht wenig gemeinsam ... obwohl man sich kleine Anspielungen nicht verkneifen konnte. Hinzu kommt noch Linda Cardellini ("Natürlich blond") als Wilma. Als großen Gaststar bietet man Rowan Atkinson auf, bekannt als Mr. Bean ... aber wem erzähl ich das *g*.

Letzterer besitzt einen Vergnügungspark, Spooky Island, auf dem merkwürdige Dinge vorgehen. Da er auch einen persönlichen Bezug zu den fünf Teenager hat, lädt er die inzwischen zerstrittenen Mitglieder der Mystery Inc. ein, ihm zu helfen. Statt zusammenzuarbeiten, versuchen Wilma, Freddie und Daphne jeweils einen eigenen Weg zur Lösung zu finden. Es dauert allerdings nicht lange, bis jeder feststellen muss, dass es zu dritt irgendwie einfacher ist. Einzige Ausnahme von dem Egoismustrip bilden Scooby und Shaggy, die bis dato die besten Freunde waren und denen die Freundschaft wichtiger war. Auf der Suche nach der Lösung des Problems versuchen sie gerade wieder zusammenzukommen, als sie ihre "Seelen" verlieren ... nur um festzustellen, dass gerade diese das Ziel des Monsters sind. Es sind gerade Shaggy und Scooby, die nur wegen ihrer Freundschaft alle anderen retten ... aber das ist ja das typische Ende.

Mehrere Dinge sind auf jeden Fall zu erwähnen, nicht nur positiv. Erst mal bin ich von der deutschen Synchro mehr als enttäuscht. Die Lippenbewegungen stimmen kaum überein, und die exakte und direkte englische Sprache, die in diesem Movie ziemlich wichtig ist. Von der deutschen Fassung war ich ziemlich enttäuscht.
Dazu gehört auch die Übersetzung von "Scrappy" als "Klopper". So ein Missgriff ist eine Beleidigung für jeden, der die Originalserie kennt. "Scooby" hat man schließlich auch nicht übersetzt.
Des weiteren sind die Sprüche teilweise ziemlich derb und vulgär, ist man von Scooby-Doo überhaupt nicht gewöhnt. Man erwartet das vielleicht von Freddie Prince Jr., aber nicht von Fred Jones.
Die Story ist gut erdacht, in ihren Grenzen stimmig und unterhaltsam. Was mir besonders gefallen hat, war die gute Umsetzung der Trickserie. Es gab die obligatorische Verfolgungsszene, inkl. der guten Musik und den Spruch: "Das hätte alles funktioniert wenn ihr dämlichen Kinder nicht gewesen wärt ... und euer dummer Hund!" ... das ist einfach Kult!
Jede der Figuren wurde als eine Art Antiheld konzipiert. Während in der Trickserie Scooby und Shaggy die meisten Dummheiten machen und die anderen drei meist dominant und ohne Albernheiten die Fälle lösen, ist es hier andersherum.
Daphne misslingen die meisten Pläne, Fred ist als Schönling meist nur vulgär und egoistisch, und Wilma ist absolut egoistisch. Die Figuren werden anfangs ziemlich negativ gezeichnet, was zwar für den Film Sinn macht, aber doch ein wenig von dem Trickfilmcharme vermissen lässt.
Was in dem Film hervorzustreichen ist, ist der slapstickartige Humor, der wohl als Ersatz für die Trickfilmtreue herhalten muss. Es sieht doch richtig lustig aus, wenn das Monster im Sonnenlicht versucht, die Brandnarben auszupusten, bevor es in tausend Teile zerspringt. Erinnert irgendwie an eine bekannte Art von Gegnern, oder ?

Ein Extrawort gilt hier Sarah, die mit dieser Rolle wohl eher einen kindlichen Wunsch wahr werden lässt, denn anders kann man ihre teilweise recht lächerliche Rolle nicht erklären. Sie sieht einfach gut aus, keine Frage, doch da ihre Rolle reichlich albern wirkt, kann man auch von Sarah keine Heldentaten erwarten. Im Rahmen ihrer Rolle spielt sie sehr gut, keine Frage, doch sie hat nun mal als Daphne nur begrenzte Möglichkeiten. Einige Buffy-Elemente helfen ein wenig über die lächerliche Rolle hinweg, so ihr Zweikampf gegen einen Wrestler am Ende.
Leider passt diese Szene überhaupt nicht zu der Daphne, die man aus der Serie gewöhnt ist, und auch im Film ist eine hilflose Daphne plötzlich in der Lage, einen überstarken Gegner zu besiegen ... es stimmt also in keiner Weise. Sarah sieht gut aus, aber das ist auch schon alles ... sie gehört halt zu einem Team, das zusammen gut harmoniert.
Über den Kampf braucht man nichts sagen ... er war einfach albern. Vielleicht wollte Sarah mal alles das ausleben, was sie in Buffy nicht darf ... jede Menge Flickflacks, unmögliche akrobatische Einlagen und ein Biss, um zum Ziel zu kommen. Einer Buffy absolut unwürdig, für Daphne reicht's allemal.

Nach all den großen Namen und dem großen Werbebudget kann man sicherlich große Klasse erwarten ... und man bekommt sie teilweise auch geboten. Es gibt kaum langweilige Szenen, jeder der Scooby-Gang hat einen wichtigen Teil übernommen und es wird für Kurzweil gesorgt. Diesen Film kann man sich getrost mehrmals anschauen. Nicht weil er überragend ist, sondern weil er anderthalb Stunden gute Unterhaltung bietet. Es gibt leider einzelne Schwächen, besonders in der Umsetzung der Charaktere. Wenn man den Film eigenständig sehen könnte, er wäre
ein Gute-Laune-Film der ersten Klasse. Da das gesamte Thema aber komplett von der Serie kopiert wurde, muss sie sich an der Trickserie messen lassen ... und fällt leider durch."

Wertung: 7 Punkte

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